Unsere Verabredung mit dem Leben findet im gegenwärtigen Augenblick statt. Und der Treffpunkt ist genau da, wo wir uns gerade befinden. (Buddha)
Weltenerschaffer – Das HIER und JETZT
In spirituellen, esoterischen Kreisen, aber auch immer mehr in der Psychologie wird vom HIER und JETZT (vice versa) gesprochen. Manchmal verwendet man auch das Wort Achtsamkeit und meint obiges. Was ist aber konkret darunter zu verstehen? Wann ist HIER und JETZT und was gibt es dort zu finden? Das möchte ich im heutigen Blogbeitrag etwas näher betrachten.
Der erste Gedanke, der sich aufdrängt ist, dass es beim HIER und JETZT irgendwie um Örtlichkeit und Zeitpunkt geht, also um Raum und Zeit. Noch abstrakter ausgedrückt, es geht um die ersten vier Dimensionen: Höhe, Breite, Tiefe und Zeit.
RAUM
Wenden wir uns als erstes dem Raum, also der Höhe, Breite und Tiefe, zu. Bei näherer Betrachtung handelt es sich dabei um ein Faszinosum. Denn, er entsteht sozusagen aus dem Nichts. Vergegenwärtigen wir uns, dass es, um Raum entstehen lassen zu können, eines Fixpunktes, eines sogenannten Archimedischen Punktes bedarf. Von dort erstreckt sich dann die Höhe, die Breite und die Tiefe und dadurch entsteht Raum (in Form eines Würfels z.B.). Eine weitere Besonderheit ist die, dass die Definition dieser Parameter ohne das Wissen um Räumlichkeit, also von drei Dimensionen, nicht möglich ist.
Der Entstehung von Raum scheint demzufolge eine Idee, eine Art Vorstellung vorauszugehen. Damit ist auch schon eine erste „Sondierung“ vorgenommen, eine erste Grenzziehung aus dem Bereich aller Möglichkeiten heraus, aus dem Nichts, wie ich es nennen will. Im Laufe dieser Überlegungen werde wir diesen Aspekt und die Konsequenzen oder Notwendigkeiten, welche sich daraus ergeben, noch näher beleuchten.
Gehen wir als erstes von einer Dimension, einem Punkt, aus. Er ist im Grunde eine Unmöglichkeit. Er hat keinerlei Ausdehnung, denn Raum gibt es ja an dieser Stelle noch nicht. Ein Punkt, die erste Dimension, ist also noch Teil des Nichts oder besser gesagt, ihm enthoben in Form einer Idee.
Mit zwei Dimensionen scheint es schon einfacher zu sein. Denn wir können ja ein Dreieck, ein Viereck oder was auch immer für eine Figur, auf ein Blatt Papier zeichnen. Allerdings scheint es nur wie eine Realität. Wir stoßen, auch wenn uns das nicht bewusst ist, auf eine Illusion. Schon, wenn wir etwas zeichnen, erhebt sich dieses Kunstwerk in eine dritte Dimension und zwar genau so weit, wie die Höhe oder Tiefe oder Breite des aufgetragenen Farbstoffes, um das Kunstwerk sichtbar zu machen, nötig ist. Ein zweidimensionales Objekt existiert also auch noch im Nichts oder besser, im Bereich der Idee. Es scheint demzufolge mindesten dreier Dimensionen zu bedürfen, um eine Sache sichtbar zu machen.
Jetzt befinden wir uns also in der dritten Dimension oder besser gesagt: in den drei ersten Dimensionen. Es ist die Tiefe dazu gekommen. Wir haben jetzt Höhe, Breite und Tiefe. Also, scheint ein Raum entstanden zu sein. Allerding kann Raum auch jetzt noch nicht entstehen, denn Ausdehnung ist noch nicht möglich. Er bleibt demzufolge immer noch im Bereich der Idee, ist also nicht mehr Nichts, aber auch noch nicht manifestiert.
ZEIT
Damit Ausdehnung geschehen kann, braucht es Zeit. Denn, um von einem Punkt A (z.B. der Beginn einer Geraden) zu einem Punkt B (das Ende dieser Geraden) zu gelangen, ist eine Bewegung nötig und diese entsteht nur, wenn wir die einzelnen, unterschiedlichen Zustände zu einer Art Kontinuum, also etwas Fließendem, verbinden. Dieses Bindemittel zwischen diesen einzelnen Bildern – das sind diese Zustände ja eigentlich – nennen wir Zeit, die (scheinbar!) vergeht. Erst diese holt dann unseren Würfel, aus dem Bereich der Ideen, in das sichtbare Sein, in die Realität. Man könnte demzufolge sagen, dass Materie Raum-gewordene Zeit ist oder Zeit-gewordener Raum.
Fassen wir kurz zusammen. Damit Raum entstehen kann bedarf es dreier Dimensionen und der Zeit, welche wir auch als vierte Dimension bezeichnen. Das Besondere ist, dass jede der Dimensionen sich bedingt. Ist eine nicht vorhanden, dann existieren auch die anderen nicht.
Allerdings reicht all das noch nicht, um Raum und Zeit entstehen zu lassen. Es bedarf eines Betrachters. Diesem werden wir uns weiter unten näher anschauen.
Für den Raum haben wir oben gezeigt, warum er nur eine Illusion des Betrachters, also eigentlich nicht vorhanden, ist. Für die Zeit fehlt dieser Beleg noch. Wenden wir uns also kurz dem Phänomen Zeit zu.
Als erstes ist es interessant, zu betrachten, wie wir Zeit verstehen. Nachdem wir erstmal geklärt haben, was Zeit nach unserem Verständnis tut, stellt sich die Frage: Was ist Zeit? Allgemein wird angenommen, dass Zeit linear verläuft, in der Vergangenheit beginnt und über die Gegenwart, in die Zukunft führt. Man spricht davon, Zeit zu sparen und zu verschwenden. Sie wird wie ein Ding, eine Sache, behandelt. Aber ist sie das wirklich?
Zeit ist eine Normalität des täglichen Lebens und übt eine nützliche Funktion aus. Dadurch wissen wir z.B., wann der Zug abfährt oder ankommt. Wir können uns zu einem bestimmten Zeitpunkt verabreden und müssen (Pünktlichkeit vorausgesetzt) nicht auf den/die Anderen warten. Wir wissen wann ein Laden öffnet, wann der Film beginnt etc. Wir altern und können zu spät kommen.
Auch in der Physik scheint Zeit (t) in den verschiedenen Berechnungen nicht wegzudenken zu sein. Sie ist etwas Unumstößliches. Wirklich?
Sucht man nach einer allgemeinen Definition von Zeit in der Physik, stellt man fest, dass es diese nicht gibt. Welch ein Wunder, wo sie doch gerade in einer der wichtigsten Formeln der Physik, E=mc2, die entscheidende Rolle spielt. Man ist sich bewusst(?), dass es sich bei den für t verwendeten Werten, um einen reinen Messvorgang handelt, also nicht um Zeit an sich. Will sagen, dass es sich um die Betrachtung von Zustandsänderungen in einem bestimmten Bereich, in einer vorher festgelegten Taktung (sec, min, h etc.) handelt. Es ist also eher eine Technik, als etwas real Vorhandenes.
Augustinus von Hippo fragte sich, wie etwas sein könne, was seine Berechtigung daraus bezieht, dass es vergehe. Dessen Beginn/Anfang nicht mehr ist und dessen Ende noch nicht bekannt. Denn realiter ist es so, dass wir immer nur im Jetzt leben. Wir haben noch nie in der Vergangenheit oder in der Zukunft gelebt. Das ist unmöglich! Selbst, wenn wir eine Zeitmaschine hätten, würden wir auch dann immer nur im Jetzt leben, im Jetzt der vermeintlichen Vergangenheit oder Zukunft, je nachdem, wo uns unsere Zeitmaschine eben hinbringt. Man frage sich nur mal, wann Zukunft endet und zur Gegenwart wird? Man frage sich weiterhin, wann Gegenwart endet und zur Vergangenheit wird?
Das ist auch ein Hinweis darauf, was wir eigentlich als Zeit bezeichnen. Es ist das Setzen von Bewusstseinspunkten. Ein Punkt in einer Bewegung, den wir, emotional aufgeladen(!), willkürlich setzen. Diesen nennen wir dann Anfang und einen anderen, den wir Ende nennen. Deshalb haben wir den Eindruck, dass etwas vergehe. Aber es vergeht nichts, weil es immer nur einen Moment gibt und das ist das Jetzt. Wir vergegenwärtigen uns Vergangenheit und Zukunft höchstens und konstruieren es just in diesem Moment, im Jetzt. Wir kreieren etwas und machen es damit emotional erlebbar.
Es gibt in der Physik die sogenannte Planck-Zeit. Das ist die Zeitspanne, in der man noch zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden kann. Es ist also nicht der Moment, sondern eine Spanne! Bei allem, was kürzer als die Planck’sche Zeit ist, kann man zwischen Ursache und Wirkung nicht mehr unterscheiden. Genau in diesem Moment(en) erscheinen aus dem Nichts Energieimpulse, sogenannte Vakuum- oder Quantenfluktuationen. Das scheint die Energie zu sein, die etwas aus dem Nichts in den Raum der Idee hebt. Es ist also das, was man eine erste Ordnungsgebung auf dem Weg zur Materialisierung nennen könnte.
Zeit an sich ist also eine Illusion und scheint eher einer Fähigkeit gleich. Es ist die Fähigkeit des Betrachters, Dinge aus dem Raum der Ideen in die Realität zu heben. Wer oder was ist aber dieser Betrachter? Gibt es ihn überhaupt? Ist er notwendig?
Der BETRACHTER
Warum bedarf es zur Realisierung von Raum und Zeit eines Betrachters? Was trägt er zum Entstehungsprozess bei?
Er bringt als erstes die Idee von Raum und Zeit. Denn ohne eine Idee davon, könnte diese nicht entstehen. Der Betrachter bringt diese Eigenschaft mit. Es ist eigentlich die Fähigkeit, Raum und Zeit illusionieren zu können. Raum und Zeit sind Illusionen des Betrachters.
Aber gehen wir noch Mal einen Schritt zurück. Es ist davon auszugehen, dass alles, was existiert, einen Sinn hat, den Sinn seiner Existenz. Dann ergibt sich daraus, dass es eine Ordnung geben muss. Im Grunde ist ja Ordnung eine Relation, also eine Beziehung, zu etwas anderem und nicht nur Raum oder Materie, sondern schon die Idee ist eine konstruierte Beziehung zueinander. Und wenn wir von Ordnung sprechen, dann sollte es nicht nur eine Beziehung zu einem oder vielem, sondern, zu allem haben. Schon die alten griechischen Philosophen – und vor ihnen andere – haben das erkannt und bezeichneten das Universum als Kosmos, also Ordnung. Wenn wir uns jetzt wieder dem Sinn der Dinge zuwenden, dann entsteht dieser nicht aus sich heraus, sondern nur, wenn es jemanden gibt, der diese (Dinge) realisiert und das ist jener Betrachter, den wir oben eigeführt haben.
Jetzt könnte man argumentieren, dass Ordnung einfach so entstehen kann, ohne, dass es einen Betrachter gibt. Genau das ist aber, aus zwei Gründen, nicht möglich. Erstens, weil alles, was existiert, erst durch den Observator entsteht. Gäbe es diesen nicht, könnte es nur Nichts geben. Er ist ja schließlich derjenige, welcher die Idee hat und damit, durch seine Reflektion, entsteht erst die Welt der Dinge. Sie hebt sich damit aus dem Nichts, dem Meer aller Möglichkeiten, heraus. Es handelt sich um die erste Stufe von Existenz – eigentlich ja Realität – unserer Welt der Dinge. Ganz im Sinne von Søren Kierkegaard, dass man etwas erschafft, wenn man ihm einen Namen – in unserem Falle in Form einer Idee – gibt. Damit nehme ich eine Art Grenzziehung vor. Ich schneide etwas aus dem Nichts heraus und gebe ihm Kontur. Im Grunde gibt der Beobachter mit seiner Idee eine bestimmte Ordnung vor. Er setzt etwas in Beziehung zu einander (eigentlich zu allem). Der erste Schritt der Entstehung von Dingen scheint also ein Ordnung– oder Struktur-Geben zu sein. Das belegt, dass die Ordnung erst an zweiter Stelle, nach (zeitlich gesehen) seiner Relation (Beziehung) zu dem Betrachter, zu existieren beginnt. Hierarschich gesehen steht dieses Struktur-Geben unter dem Betrachter.
Der zweite Grund, weshalb ein Betrachter existiert, ist folgender. Da überhaupt etwas existiert, gibt es etwas, was Ordnung schafft und da ja alles einem Sinn unterliegt, bedeutet das, dass es auch Jemanden geben muss, der diese Ordnung betrachtet, damit sie erscheinen kann. Es sind, bildlich gesprochen, wie die zwei Seiten einer Medaille. Es handelt sich dabei um eine Art Selbsterkennungsprozess. So, als würde das Nichts seine spiegelhaltende Hand ausstrecken, um sich selbst zu betrachten.
Natürlich stellt sich die Frage, wer dieser Betrachter ist? Neben den Philosophien der alten Kulturen der Aborigines, Hopi, Maya u.a. oder den alten Schriften der Veden etc. hat auch die westliche Wissenschaft eine Idee vom Betrachter. Hier eine kleine Auswahl an Aussagen.
Max Planck sagte 1944 auf einer Konferenz in Florenz:
„Als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden. Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält. Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt – es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum Mobile zu erfinden – so müssen wir hinter der Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.“
Ähnlich, aber prägnanter, äußerte sich Werner Heisenberg:
„Der erste Trunk aus dem Becher der Wissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund wartet Gott.“
An diesem „intelligentem Geist“ haben wir Anteil, denn wir sind, im Unterschied zu Pflanzen und Tieren, zusätzlich zu unserem Bewusstsein, mit einem freien Willen ausgestattet. Belegt werden die Erkenntnisse der beiden zitierten Physiker u.a. durch das Doppelspaltexperiment und die Quantenverschränkung.
Damit ist auch die anfangs gestellte Frage beantwortet. Wann ist HIER und JETZT und was gibt es dort zu finden?
HIER und JETZT ist immer und überall und dort gibt es das Leben zu finden. Dort gibt es keinen Raum und keine Zeit. Es herrscht Ewigkeit und Unendlichkeit. Wir befinden uns dort, wo Ursache und Wirkung eins sind. Im Grunde am Ursprung allen Seins, welches dem Nichts entspringt. Wir haben teil an dieser Schöpferkraft des intelligenten Geistes. Dort sind wir die Schöpfer unseres Lebens und darin liegt auch unsere Macht, unsere göttliche Macht. Und genau das sollten wir uns bewusst machen, da darin der Sinn des Lebens liegt. Alles andere wäre Blasphemie.
Gott schläft im Stein atmet in der Pflanze träumt im Tier und erwacht im Menschen. (Rumi)
Frank Markert
DURCH WISSENSCHAFT ZUR SPIRITUALITÄT